Die meisten Leute haben ja ihre bevorzugten Urlaubsziele und außerdem ihre Lieblingsschriftsteller.  Man kann natürlich in Italien am Strand liegen und dabei einen düsteren isländischen Thriller lesen. Irgendwie stimmiger ist es aber doch, wenn Urlaubsort und  -lektüre geographisch Hand in Hand gehen.  Selbst wenn in diesem Jahr womöglich der Urlaub ausfällt – eine literarische Reise geht immer.

Foto von Oliver Groll

Allen, die sich in unserem südlichen Nachbarland wohl fühlen, sei deshalb an dieser Stelle der österreichische Autor Wolf Haas empfohlen. Liebhabern schräger Krimi-Geschichten muss man seine „Brenner“-Romane, teilweise kongenial mit Josef Hader verfilmt, wohl nicht mehr vorstellen. An dieser Stelle soll es um zwei Romane von Haas gehen, die auf den ersten Blick wenig mit dem verknitterten Ermittler Brenner zu tun haben, aber auf ganz unterschiedliche Art ihre Herkunft doch nicht verleugnen können.

Die Brenner-Filme in der Stadtbücherei

Gleich zu Beginn von „Das Wetter vor 15 Jahren“ fällt der Satz „Diese Österreichthematik hängt mir schon von Wien bis Bregenz zum Hals heraus.“  Damit ist der Ton schon mal gesetzt. Die Liebes-Geschichte, die hier erzählt wird, kommt in Form eines fiktiven Interviews daher, das der Autor einer als „Literaturbeilage“ bezeichneten Person gibt. Das 200-seitige Gespräch über den Roman ergibt am Ende eben – den Roman. Klingt kompliziert, liest sich aber gut. Wie die Geschichte in einem  gewaltigen Berg-Gewitter kulminiert ist große Erzählkunst und lässt einen die eigenartige Konstruktion der Geschichte vergessen.

Etwas konventioneller erzählt ist „Junger Mann“. Hier geht es um einen unglücklich verliebten Teenager im Österreich der 1970-er Jahre. Gemeinsam mit dem Ehemann der Angebeteten erlebt er auf einem Balkan-Trip allerlei Skurriles und lernt die Welt und sich selbst mit anderen Augen zu sehen.

Alle Romane von Wolf Haas in der Stadtbücherei